Die Ausbeutung von Bienen durch Menschen

Die Ausbeutung von Bienen durch Menschen

Zahllose Bienen werden auf verschiedenste Weise vom Menschen für die Herstellung von Honig1 und anderen Produkten ausgebeutet.

Obwohl viele Menschen glauben, dass Bienen nicht leiden würden, sprechen alle verfügbaren Fakten dafür, dass sie – wie viele andere Wirbellose mit einem zentralisierten Nervensystem – die Fähigkeit besitzen, Glück und Leid zu empfinden.2 Dennoch werden sie, wie viele andere nichtmenschliche Tiere, für den menschlichen Profit auf eine Art und Weise ausgenutzt, die vielen Menschen nicht bewusst ist. Durch die menschliche Ausbeutung leiden und sterben viele Bienen. Dies gilt insbesondere für die Herstellung von Honig, den die Bienen produzieren, indem sie Pollen fressen und wiederholt hervorwürgen. Um Honig zu gewinnen, werden Bienen auf verschiedene Weise geschädigt und in großer Zahl getötet

Bienen können leiden – so wie viele andere Wirbellose

Manche Menschen glauben, dass zwar viele nichtmenschliche Tiere leiden können, Wirbellose diese Fähigkeit aber nicht besitzen würden. Eine solche Einstellung ist verständlich, hatten doch die meisten bisher keine Möglichkeit, viel über diese nichtmenschlichen Tiere herauszufinden. Beschäftigt man sich mit dem Thema jedoch genauer, weist alle wissenschaftliche Evidenz darauf hin, dass diese Ansicht kaum der Wahrheit entsprechen kann. Es gibt zahlreiche Wirbellose, die eindeutig alle Anforderungen an eine Bewusstseinsfähigkeit erfüllen, wie die Fähigkeit, Erfahrungen machen zu können und infolge dessen Leid und Glück empfinden zu können. Dies trifft zum Beispiel auf nichtmenschliche Tiere wie den Oktopus zu.3 In Bezug auf andere Wirbellose haben wir diesbezüglich weniger Evidenz, doch immer noch genug, um daraus schließen zu können, dass sie ein Bewusstsein besitzen.

In Bezug auf Bienen wissen wir Folgendes: Wie andere Insekten und Arthropoden – wie z.B. Krustentiere – besitzen sie ein zentralisiertes Nervensystem und Gehirn und zeigen zudem erstaunlich komplexe Verhaltensweisen. Sie kommunizieren miteinander durch verschiedene Arten von Bewegungen (auch bekannt als „Tänze“), um sich über die Position von Blumen oder Nektarquellen zu informieren. Sie besitzen außerdem ein ausgesprochen gutes Gedächtnis, das es ihnen ermöglicht, sich an den Standort von Blumen oder dem Bienenstock zu erinnern. Die Bienen korrigieren dabei sogar ihre Flugrichtung entsprechend dem Wind, um zu einer neuen Futterquelle zu gelangen, von der ihnen eine andere Biene erzählt hat.4 Wie wir in unserem Abschnitt über moralisch relevante Eigenschaften erklären, ist es jedoch nicht diese Eigenschaft, die uns dazu bringen sollte, Bienen zu respektieren. Was zählt ist vielmehr die Tatsache, dass sie fühlen können. All diese Fähigkeiten hätten sie nicht, wenn sie nicht in der Lage wären, positive oder negative Erfahrungen zu machen. Daraus lässt sich also schließen, dass Bienen Glück und Leid empfinden können. Natürlich beschränkt sich dies nicht nur auf Bienen. Wenn wir von der starken Evidenz auf ein Empfindungsvermögen von Bienen schließen, können wir mit gutem Grund auch bei anderen Wirbellosen von einem Empfindungsvermögen ausgehen. Diese Einsicht ist sehr wichtig, da die überwältigende Mehrheit aller nichtmenschlichen Tiere Wirbellose sind, sie aber dennoch von vielen Menschen unbeachtet bleiben. Manche von ihnen können nicht leiden, weil sie kein Nervensystem besitzen (wie z.B. Schwämme), oder weil ihr Nervensystem radial aufgebaut ist (wie bei Quallen), denn Leidensfähigkeit setzt zentralisiertes Nervensystem voraus. Viele Wirbellose besitzen ein zentralisiertes Nervensystem und können dementsprechend leiden.

beeWie wir Bienen für Honig und andere Produkte ausbeuten

Honig wird hergestellt, indem die Bienen Nektar schlucken, ihn wieder hervorwürgen und diesen Prozess mehrmals wiederholen, wobei dem Nektar Enzyme zugefügt werden. Der hervorgewürgte Honig wird in Waben gelagert, die anschließend mit Wachs verschlossen werden. Auf diese Weise können andere Bienen den Honig später nutzen. In ihrem gesamten Leben erzeugen 12 Arbeiterinnen gerade einmal einen einzigen Teelöffel Honig. Für ein Pfund Honig müssen die Bienen über zwei Millionen Blumen aufsuchen.5

Die Ausbeutung von Bienen dient vor allem der Gewinnung von Honig, der in großen Mengen verkauft wird. Auch für andere Produkte werden Bienen ausgebeutet – ein weiterer Grund, warum es profitabel erscheint, Bienen auf verschiedenste Weisen zu schädigen und auch zu töten. Um ihren Honig einfacher zu gewinnen, werden Bienenstöcke manchmal direkt an Ort und Stelle erhitzt. Viele Bienen werden auch gemeinsam mit dem Honig abtransportiert und dann einfach getötet. Ein an dieser Ausbeutung beteiligter Autor schreibt: „Wenn es im Raum kein Fenster gibt, können andere Methoden wie ein elektrisches Gitter angewendet werden, um herumirrende Bienen loszuwerden.“6

Wenn der Honig gewonnen wurde, ohne die Bienen zu töten, bleiben diese ohne ihre Nahrung zurück. Als Ersatz erhalten sie Zuckerwasser, von dem manche behaupten, dass es für die Bienen nicht schlechter als Honig sei. Dennoch ist Zucker nicht derartig für sie als Nahrung geeignet wie Honig und kann ihn nicht ausreichend ersetzen.

Honig ist nicht das einzige Produkt, das durch die Ausbeutung von Bienen gewonnen werden kann. Auch für Produkte wie Bienengift, Pollen, Gelée royale, Propolis und Wachs werden Bienen ausgenutzt.7

Pollen

Pollen besteht aus Pollenkörnern, welche die Bienen von Blumen sammeln und an ihren Hinterbeinen transportieren. Mit diesen Pollenkörnern füttern sie dann ihre Jungen. Imker*innen installieren am Eingang des Stockes Vorrichtungen, an denen ein Teil der Pollen hängen bleibt, welchen sie dann als Nahrungsmittel für Menschen verkaufen (obwohl manche darauf allergisch reagieren).8 Auf diese Weise können die Bienen weiterhin ihre Jungen füttern, aber da sie immer nur eine geringere Menge an Nahrung mitbringen, müssen sie sehr viel mehr arbeiten. Es gibt zwar auch die Möglichkeit, von Menschen gesammelte Pollen zu benutzen, doch es wurde noch keine Methode entwickelt, eine so große Vielfalt von verschiedenem Pollen zu sammeln, wie Bienen es können. Dieser Ansatz könnte zwar weiter verfolgt werden, doch solange man aus Bequemlichkeit Bienen benutzen kann, ist dies eher unwahrscheinlich.9

Bienengift

Bienengift erhält man, wenn eine Biene jemanden oder etwas sticht. Es wird heutzutage für medizinische Zwecke genutzt. Normalerweise stirbt eine Biene, sobald sie jemanden gestochen hat. Die traditionelle Art der Bienengiftgewinnung bedeutet also den Tod sehr vieler Bienen. Neuere Methoden töten eine geringere Menge an Bienen, doch auch hier gibt es immer einige Opfer. Aktuell benutzt man Bienengift-Sammel-Apparaturen, welche am Eingang des Stockes platziert werden. Wenn die Bienen an ihnen vorbeikommen, werden ihnen elektrische Schläge verpasst, damit sie auf eine Platte stechen, von der später das Gift gewonnen wird.

Bienenwachs

Bienenwachs ist ein Sekret, das in den Drüsen auf der Unterseite des Abdomens produziert und anschließend von den Bienen gekaut wird – ein für die Bienen sehr anstrengender Prozess. Um eine bestimmte Menge produzieren zu können, müssen sie mindestens die achtfache Menge Honig fressen. Sie brauchen das Wachs jedoch dringend, um ihren Stock zu bauen und größere Löcher zu reparieren.

Zur Herstellung von Kerzen, Kosmetika sowie einiger Nahrungsmittel und Medikamente wird es ihnen jedoch weggenommen. Das hat zur Folge, dass die Bienen mehr arbeiten müssen, um den Wachsverlust auszugleichen.10

Propolis

Propolis ist eine Substanz, welche die Bienen beim Bau ihres Stockes als Kleber benutzen, um kleinere Löcher zu verschließen. Außerdem machen sie sich die antiseptischen Eigenschaften von Propolis zunutze, z.B., um Infektionen im Stock zu verhindern oder Teile des Stockes zu isolieren, die eine Gefahr für die Gesundheit der Bienen darstellen (wenn zum nichtmenschliches Tier in den Stock gelangt und stirbt, das zu groß ist, um es hinauszutransportieren). Anders als Bienenwachs wird Propolis nicht von den Bienen selbst produziert. Es ist eine Mischung aus Harzen, welche die Bienen an Baumknospen oder anderen Pflanzenteilen sammeln. Von den Menschen wird es für medizinische und einige andere Zwecke benutzt, wie z.B. für die Herstellung von Kosmetika und speziellen Lacken.11 Auch die Verwendung dieser Substanz hat zur Folge, dass die Bienen mehr Energie aufwenden müssen, um neues Propolis zu sammeln und so ihren Stock zu erhalten.

Gelée royale

Gelée royale wird von Bienen zur Ernährung ihrer Königin produziert. Es ist keine Form von Honig, sondern ein Sekret aus der Hypopharynxdrüse der Bienen (genauer gesagt der jungen Arbeiterinnen, die man „Ammen“ nennt). Es wird an die Königin und an Larven, die jünger als drei Tage sind, verfüttert. Danach können die Bienen ggf. einige Larven auswählen, die neue Königinnen werden sollen (wenn die alte Königin z.B. gestorben oder schon sehr schwach ist). Diese ausgewählten Larven werden weiter mit Gelée royale gefüttert, während der Rest andere Nahrung erhält. Gelée royale ruft eine Reihe von Veränderungen im Organismus der Larven hervor, welche schließlich die Entwicklung zur Königin einleiten. Es wird als Nahrungsergänzungsmittel oder für medizinische Zwecke verwendet (auch wenn einige Menschen stark allergisch darauf reagieren, was schlimme Folgen haben kann). Es wird aus den Zellen gewonnen, in denen sich die zukünftigen Königinnen befinden, was bedeutet, dass die Ammen viel mehr Mühe mit der Aufzucht haben.

Bienenbrut

Ein anderes Produkt, das sich „Bienenbrut“ nennt, wird aus den Körpern von jungen Bienen hergestellt.12 „Brut“ ist ein Wort, das sehr allgemein für verschiedene frühe Entwicklungsstadien wie Eier, Larven und Puppen verwendet wird. Auch wenn es ein wenig überraschen mag, werden diese – frisch oder pulverisiert – gegessen. Bienenlarven werden in unterschiedlicher Weise, z.B. gekocht oder frittiert, zubereitet.

exploitation-of-bees-articleImkerei

Das Beschneiden von Flügeln und Beinen, die künstliche Besamung und andere Praktiken, die den Bienen schaden, werden häufig von Imker*innen eingesetzt.

Vielen Kolonien sterben über den Winter oder werden von den Imker*innen absichtlich getötet, um Kosten einzusparen (es wird geschätzt, dass jeden Winter 10 % bis 20 % der Kolonien in den USA zerstört werden, in vielen Fällen, indem man sie einfach ihrem Schicksal überlässt). Es werden einfach neue Bienen gekauft, sobald man sie benötigt, weil diese Vorgehensweise billiger ist. Vor allem in kälteren Gegenden werden Bienenstöcke manchmal mitsamt ihren Bewohner*innen verbrannt.

Wenn der Imker/die Imkerin es so will, werden die Stöcke auch aufgeteilt, obwohl das Bienenvolk dies von allein nicht tun würde. In anderen Fällen werden wiederum zwei Stöcke zusammengelegt und da es nur eine Königin geben kann, wird die schwächere von beiden getötet.

Bienenköniginnen werden manchmal im Abstand von nur 6 Monaten getötet und ersetzt. Eine neue Königin kann von Züchter*innen gekauft werden und anschließend künstlich mit Spermien von männlichen Bienen besamet werden.

Beschneiden und Markieren

Königinnen werden oft einer Beschneidung der Flügel unterzogen. So soll verhindert werden, dass die Königin „ausschwärmt“, d.h., dass heißt, dass sie die Kolonie in Begleitung zahlreicher Arbeiterinnen verlässt, um das Volk aufzuteilen und so zu vermehren.

Das Beschneiden wird häufig mit Hilfe eines sogenannten „baldock cage“ vorgenommen, einem Ring mit scharfen Spitzen entlang des Rands und einem Netz, das seine Öffnung bedeckt.13 Er wird benutzt, um die Königin ruhigzustellen und daraufhin ihre Flügel mit einer Schere beschneiden zu können. Andere Methoden des Beschneidens beinhalten die Verwendung eines Bolzens und Rohrs mit einem Netz am Ende, gegen das die Königin gedrückt wird, während ihre Flügel beschnitten werden.

Ein Autor eines Ratgebers zum Flügelbeschneiden erklärt, „nicht wenig Befriedigung“ darin zu finden, „die Flügel jeder einzelnen Königin zu beschneiden und sie zu markieren“.14

Das Markieren der Bienenköniginnen ist ein weiterer traumatischer Prozess, wie sich in diesem Video eindeutig zeigt.

Die Bienen werden dabei gewaltsam festgehalten, während Farbkleckse auf ihren Körpern angebracht werden. Es ist eindeutig, dass sie diese Behandlung als einen aggressiven Akt empfinden, von dem sie sich zu befreien suchen.

Instrumentelle Besamung

Die instrumentelle oder künstliche Besamung ist ein Vorgang, im Zuge dessen den Bienenköniginnen der Samen von mehreren männlichen Bienen künstlich injiziert wird.15 Mit Hilfe kleiner Metallinstrumente wird die „Stachelkammer“ der Königin geöffnet und die Injektionsspritze eingeführt, was für sie sehr viel Stress bedeutet. Aber auch für die männlichen Bienen bedeutet der Vorgang Leid und Tod, denn um ihre Spermien zu gewinnen, werden sie auf schmerzhafte Weise zerdrückt. Auf einer Webseite wird der Vorgang wie folgt beschrieben:

„Das Ausstülpen des Geschlechtsteils wird manchmal schon durch das bloße Reiben am Abdomen des Drohns erreicht, während man ihn an Kopf und Thorax festhält. Normalerweise braucht es jedoch noch zusätzliche Stimulation. Zerdrücken Sie Kopf und Thorax des Drohns, wobei Sie ihn von dorsaler und ventraler Seite festhalten. Manchmal ist es auch nötig, einen sanften Druck auf die Spitze des Abdomens auszuüben, um das Ausstülpen zu stimulieren.“16

Der Vorgang des Zerdrückens von Drohnen wird hier veranschaulicht. Offensichtlich ist die Biene während des Zerdrückens noch einige Sekunden bei Bewusstsein, wie man an der Bewegung der Antennen sieht. Die Spermien mehrerer toter Bienen werden anschließend einer Biene injiziert, wie man in diesem Video sehen kann.

Transport

Bienenköniginnen werden häufig in Gruppen von Ort zu Ort transportiert. Die Bedingungen, welche die Bienen dabei ertragen müssen, sind für sie äußerst ungeeignet und schädlich. So sterben die Königinnen häufig an Überhitzung oder erfrieren. Zudem können sie in Kontakt mit Insektiziden oder anderen giftigen Stoffen kommen. Häufig lässt man sie während des Transports auch tagelang in ihren Transportgefäßen eingesperrt.

Zusätzlich verbreiten sich auch Krankheiten sehr viel leichter, wenn eine große Anzahl Bienen gemeinsam transportiert wird. Sehen wir uns an, von welchen Krankheiten Bienen betroffen sein können.

Krankheiten

Wie auch bei vielen anderen nichtmenschlichen Tieren, die in Tierhaltungsbetrieben ausgebeutet werden, erhöhen die Bedingungen, unter denen Bienen gehalten werden, ihr Krankheitsrisiko.17 Es gibt eine große Zahl von Krankheiten, an denen Bienen leiden können: Amerikanische Faulbrut, Europäische Faulbrut, Nosematose, die „Colony Collapse Disorder“ (CCD), Kalkbrut sowie verschiedene Viruserkrankungen. Sie alle stellen zusätzlich zu den durch die menschliche Ausbeutung erlittenen Schäden eine weitere Ursache für Bienenleid dar. Zwar stimmt es, dass auch wilde Bienen – genau wie viele andere wild lebende nichtmenschliche Tiere auch – an vielen Krankheiten leiden (obwohl es für uns Möglichkeiten gäbe, auch diese Situation zu bekämpfen und ihnen zu helfen). Allerdings verursacht die Ausbeutung, die Bienen durch Menschen erleiden, dass sie durch den Stress, die zusätzliche Arbeit und schlechte Ernährung relativ leicht an verschiedensten Krankheiten erkranken.

Eine Krankheit, an der Bienen häufig leiden, ist die Amerikanische Faulbrut, die vor allem Larven im Entwicklungsstadium betrifft. Das Bakterium Paenibacillus larvae befindet sich dabei zuerst im kontaminierten Futter der Larve. Es keimt im Darm aus und infiziert anschließend die ganze Larve, bis sie schließlich komplett zersetzt ist und nur mehr Bakterien übrig sind. Die Krankheit bedeutet schlussendlich den Untergang der gesamten Kolonie, da es die ganze Brut vernichtet, welche dann nicht mehr ersetzt werden kann.

Die Krankheitserreger können sich sehr leicht von Kolonie zu Kolonie ausbreiten, sind resistent gegen hohe und niedrige Temperaturen und können bis zu 50 Jahre überleben. Infizierte Kolonien werden häufig verbrannt.

Die Europäische Faulbrut betrifft ebenfalls die Larven. Sie wird durch die Kontamination der Nahrung mit dem Bakterium Melissococcus plutonius ausgelöst. Das Bakterium vermehrt sich im Darm der Larve und ernährt sich von ihrer Nahrung, sodass einige Larven dadurch verhungern.

Die Larve nimmt durch die große Menge Bakterien in ihrem Inneren eine weiße Farbe an oder wirkt, als würde sie „zerfließen“. Wenn eine Kolonie sehr stark befallen ist, kann sie dadurch ebenfalls zerstört werden.

2007 starben etwa 700 000 Kolonien in den USA. Es wird berichtet, dass keine toten Bienen im Stock oder in dessen Nähe aufgefunden werden konnten. Man nennt dieses Phänomen „Colony Collapse Disorder“ (CCD) und kennt die Ursache bisher noch nicht. Einige mögliche Erklärungen sind aber unter anderem die Kontamination mit Chemikalien, Pathogene, Parasiten oder übermäßiger Stress.

Kalkbrut wird durch den Pilz Ascosphaera apis ausgelöst. Der Pilz infiziert die Larven, welche daraufhin hart und weiß werden. Es gibt Mutmaßungen, dass das Auftreten von Kalkbrut mit erhöhtem Stress in Verbindung steht.

Tracheenmilben leben in den Tracheen von Bienen und beeinträchtigen in erheblichem Maße die Atmung. Nachdem sie herangewachsen sind, verlassen sie die Tracheen und suchen sich einen neuen Wirt. Befallene Bienen werden manchmal dabei beobachtet, wie sie vor dem Stock herumkrabbeln und verwirrt und desorientiert wirken.

Milben der Gattung Trobilaelaps sind weitere nichtmenschliche Tiere, die als Parasiten bei Bienen auftreten. Sie leben von der Hämolymphe der Bienen und verursachen großen Schaden, während sie heranwachsen.

Der momentan schlimmste Parasit bei Honigbienen, Varroa destructor, schleust sich in eine Wabe ein, kurz bevor diese verschlossen wird, und legt darin Eier. Die jungen Milben parasitieren an der Bienenlarve in der Wabe, indem sie ihre Hämolymphe trinken. Wenn die Infektion schlimm ist, können in der Kolonie verschiedenste Probleme auftreten. Es kann dann z.B. zu Unterernährung, Deformationen und verkrüppelten Flügeln kommen.18

Wir müssen Bienen nicht ausbeuten

Die Ausbeutung von Bienen ist eine jener Praktiken der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere, die viele Tode verursachen (vor allem betrifft das jene, die im Winter oder durch den Kollaps einer Kolonie sterben). Keines der Produkte, die wir durch ihre Ausbeutung gewinnen, ist jedoch notwendig. Wir brauchen keinen Honig oder andere Produkte, für welche Bienen ausgebeutet werden. Wer den Geschmack oder die Konsistenz von von Bienen produzierten Produkten mag, kann andere Produkte wie Sirup oder Melasse verwenden. Einige davon haben eine sehr hohe Qualität, wie z.B. Agavendicksaft oder Ahornsirup.


Weiterführende Literatur

Ambrose, J. T. (1992) „Management for honey production“, in Graham, J. M. (Hrsg.) The hive and the honey bee, Hamilton: Dadant & Sons, pp. 601-665.

Bonney, R. (1990) Hive management: A seasonal guide for beekeepers, Pownal: Garden Way.

Bonney, R. (1993) Beekeeping: A practical guide, Pownal: Garden Way.

Knutsson, S. (2015a) The moral importance of small animals, Masterarbeit, Gothenburg: University of Gothenburg [aufgerufen am 4. Januar 2016].

Knutsson, S. (2015b) “How good or bad is the life of an insect?”, Simon Knutsson, Sep. [aufgerufen am 4. Januar 2016].

Krell, R. (1996) Value-added products from beekeeping, Rome: Food and Agriculture Organization of the United Nations.

Simics, M. (1998) „Commercial bee venom collection“, Bee Biz, 7, pp. 19-20.

Style, S. (1992) Honey: From hive to honeypot, San Francisco: Chronicle.

United Kingdom. Ministry of Agriculture, Fisheries and Food (1997) Select Committee on the European Communities. Session 1996-7, 8th Report. Production and marketing of honey, London: The Stationary Office.

U.S. Department of Agriculture (1994) The U.S. beekeeping industry, Washington, D.C.: U.S. Department of Agriculture.

Winston, M. (1987) The biology of the honey bee, Cambridge: Harvard University Press.


Fußnoten

1 Für ausgiebigere Information über die Art und Weise, wie Bienen durch die menschliche Ausbeutung geschädigt werden, siehe Lewis, N. (2010) „Why honey is not vegan“, Vegetus.org [aufgerufen am 15. Januar 2021].

2 Balderrama, N.; Díaz, H.; Sequeda, A.; Núñez, N. & Maldonado, H. (1987) „Behavioral and pharmacological analysis of the stinging response in Africanized and Italian bees“, in Menzel, R. & Mercer, A. (Hrsg.) Neurobiology and behavior of honeybees, New York: Springer, pp. 121-128. Núñez, J. A.; Almeida, L.; Balderrama, N. & Giurfa, M. (1997) „Alarm pheromone induces stress analgesia via an opioid system in the honeybee“, Physiology & Behaviour, 63, pp. 75-80. Chen, Y. L.; Hung, Y. S. & Yang, E. C. (2008) „Biogenic amine levels change in the brains of stressed honeybees“, Archives of Insect Biochemistry and Physiology, 68, pp. 241-250. Bateson, M.; Desire, S.; Gartside, S. E. & Wright, G. A. (2011) „Agitated honeybees exhibit pessimistic cognitive biases“, Current Biology, 21, pp. 1070-1073 [aufgerufen am 27. Februar 2017]. Klein, C. & Barron, A. B. (2016) “Insects have the capacity for subjective experience“, Animal Sentience, 9 [aufgerufen am 27. Februar 2017]. Loukola, O. J.; Perry, C. J.; Coscos, L. & Chittka, L. (2017) „Bumblebees show cognitive flexibility by improving on an observed complex behavior“, Science, 355, pp. 833-836.

3 Oktopusse haben höhere geistige Fähigkeiten als viele Wirbeltiere und ähneln darin manchen Säugetieren. Das ist zwar moralisch nicht relevant, trägt aber zum Schluss bei, dass sie fühlen können, denn um solche Fähigkeiten entwickeln zu können, braucht es Empfindungsfähigkeit. Es zeigt außerdem, dass der Gedanke, Wirbellose seien extrem einfache Lebewesen, um die wir uns nicht weiter sorgen müssen, in vielen Fällen irreführend ist.

4 Riley, J. R.; Greggers, U.; Smith, A. D.; Reynolds, D. R.; Menzel, R. (2005) „The flight paths of honeybees recruited by the waggle dance“, Nature, 435, pp. 205-207.

5 North Carolina Department of Agriculture & Consumer Services (ca. 2010) „North Carolina honey…“, Marketing, North Carolina Department of Agriculture & Consumer Services [aufgerufen am 12. April 2016].

6 Root, A. I. (1980) The ABC and XYZ of bee culture: An encyclopedia pertaining to scientific and practical culture of bees, Medina: A.I. Root Co., p. 121.

7 Schmidt, J. & Buchmann, S. (1992) „Other products of the hive“, in Graham, J. M. (Hrsg.). The hive and the honey bee, op. cit., pp. 927-988.

8 Dutau, G. & Rance, F. (2009) „Honey and honey-product allergies“, Revue Française d’Allergologie, 49 (6), pp. S16-S22.

9 Sammataro, D. & Avitabile, A. (2011) The beekeeper’s handbook, Ithaca: Cornell University Press.

10 Coggshall, W. L. & Morse, R. A. (1984) Beeswax: Production, harvesting, processing and products, Kalamazoo: Wicwas.

11 Simone-Finstrom, M.; Spivak, M. (2010) „Propolis and bee health: The natural history and significance of resin use by honey bees“, Apidologie, 41, pp. 295-311.

12 Narumi, S. (2004) „Honeybee brood as a nutritional food“, Honeybee Science, 25, pp. 119-124. Finke, M. D. (2005) „Nutrient composition of bee brood and its potential as human food“, Ecology of Food and Nutrition, 44, pp. 257-270.

13 Baldwin County Beekeeper Association (2012) „Clipping and marking queens“, baldwin county alabama beekeepers [aufgerufen am 30. Januar 2016].

14 Mac Giolla Coda, M. (1997) „Finding the queen: Guidance notes for finding, clipping and marking queens“, Dave Cushman’s Website [aufgerufen am 23. März 2016].

15 Laidlaw, H. (1977) Instrumental insemination of honey bee queens: Pictorial instructional manual, Hamilton: Dadant & Sons.

16 Schley, P. (2014) „zur instrumentellen Besamung in der Bienenzucht und den dazu erforderlichen Geräten“, Küntsliche Besamung von Bienenköniginnen [aufgerufen am 3. Juni 2016].

17 Shimanuki, H.; Knox, D. A.; Furgala, B.; Caron, D. M. & Williams, J. L. (1992) „Diseases and pests of honey bees“, in Graham, J. M. (ed.) The hive and the honey bee, op. cit., pp. 1083-1152.

18 Spivak, M. & Reuter, Gary S. (2001) „Varroa destructor infestation in untreated honey bee (Hymenoptera: Apidae) colonies selected for hygienic behavior“, Journal of Economic Entomology, 94, pp. 326-331 [aufgerufen am 27. Februar 2017].