Stierkämpfe und andere Formen der „Unterhaltung“, bei denen Stiere benutzt werden

Stierkämpfe und andere Formen der „Unterhaltung“, bei denen Stiere benutzt werden

Stiere sind domestizierte nichtmenschliche Tiere, die systematisch für die Produktion von Muskelfleisch, Häuten, und Leder ausgebeutet werden. Weiters werden sie teils dazu verwendet, Lasten zu ziehen. Die meisten Stiere werden bei speziellen Veranstaltungen wie z.B. bei Stierkämpfen (bei denen sie getötet werden), bei Festivals wie den „Encierros“ (Stierrennen), oder bei Rodeos zu Unterhaltungszwecken benutzt.

Stiere sind sehr empfindlich, was Berührungen betrifft; so können sie etwa eine Fliege spüren, die auf ihrem Körper landet. Man stelle sich vor, wie es sich für sie anfühlen muss, wenn mit Schwertern, Lanzen und Speeren auf sie eingestochen wird.

Je nachdem, wie man sie später benutzen will, werden die jeweiligen Stiere von Züchter*innen, die Stiere für den Stierkampf züchten, in Gruppen unterteilt. Entweder werden sie als Zuchtstiere, um Nachkommen zu produzieren, oder als jene, die in der Stierkampfarena sterben sollen, oder als Leitstiere, die die Herde zusammenhalten sollen, eingeteilt. Jene, die bei Stierkämpfen benutzt werden sollen, sind tendenziell durch genetische Selektion und entsprechende Konditionierung von Geburt an am aggressivsten. Durch den Selektionsprozess haben sich über die Zeit hinweg auch gewisse weitere Charakteristika wie ein besonders männliches Äußeres und lange Hörner herausgebildet.

Stierkämpfe

Stiere werden zum Transport zur Arena dicht aneinander auf LKWs in enge Stände gepfercht. Dieser Transport ist erst der Beginn eines äußerst stressvollen Martyriums. Teils werden die Stiere über weite Strecken in LKWs transportiert, die sich sehr aufheizen können. Manchmal werden die Stiere dabei sogar an ihren Hörnern an der Decke des Transporters angebunden, und können sich dadurch kaum bewegen und sich z.B. auch nicht kratzen, wenn sie das Bedürfnis danach haben.2 Spätestens 24h vor dem Kampf treffen die Stiere vor Ort ein,2 und müssen in Gehegen verweilen, bis sie schließlich in die Arena getrieben werden.

Die bekannteste Version des Stierkampfs ist der spanische Stierkampf (auch „Corrida española“ genannt). Dabei wird der Stier von dem Stierkämpfer/der Stierkämpferin und seinen/ihren Helfer*innen dazu angestachelt, in diverse Richtungen anzugreifen, während mit diversen Waffen auf ihn eingestochen wird, bis er verstirbt oder tödlich verletzt ist. Durch die Verletzungen wird der Stier solange geschwächt, bis er schwach genug ist, um von den Stierkämpfer*innen getötet zu werden. Diese Art des Stierkampfs wird in drei Phasen (die sogenannten „Tercios“) unterteilt. In jeder Phase wird der Stier auf eine andere Weise malträtiert.3

Beim Stierkampf besteht eine Gruppe, die den Stier attackiert, aus dem „Matador“/der „Matadorin“ und seinen/ihren Helfer*innen, zu denen zwei „Picadores„ (Lanzenreiter*innen) gehören. Der Rest der Helfer*innen befindet sich zu Fuß in der Arena. Typischerweise dauert ein Stierkampf 2,5h.4 Dabei wechseln sich drei Matador*innen ab und töten insgesamt sechs Stiere. Ein(e) Schiedsrichter(in), der/die sogenannte „Presidente“, überwacht den Stierkampf und entscheidet z.B., wie oft auf einen Stier eingestochen werden soll, oder ob die Stierkämpfer*innen die Ohren des Stiers als Trophäe bekommen.5

„Tercio de picas“ (Die Speerkampf-Phase)

Das Hauptziel dieser Phase ist es, den Stier durch Hiebe mit der Lanze und folglich Verletzungen und Blutverlust zu schwächen. Außerdem wird in dieser Phase von den Zuschauer*innen und von den Stierkämpfer*innen getestet, wie mutig und aggressiv der Stier unter Stress reagiert.

Bei einem Stierkampf nehmen mehrere Teams von „Picadores“ teil. Jedes Team besteht aus 2 Lanzenreiter*innen, die gleichzeitig in der Arena sind. Da die Picadores beritten sind, sind auch die Pferde in Gefahr, durch die Hörner des Stieres Verletzungen zu erleiden. Die anderen Helfer*innen lenken den Stier ab, während sich die Picadores in Position bringen.

Sobald sich die Picadores auf gegenüberliegende Seiten der Arena aufgestellt haben, dirigiert der Matador/die Matadorin den Stier in die Mitte der Arena, so dass er einem Picador/einer Picadora zugewandt ist. Durch dessen/deren Stimme und Bewegung wird der Stier dazu verleitet, den/die berittene(n) Picador(a) zu attackieren. Wenn der Stier diese(n) angreift, sticht der/die Picador(a) mit der Lanze zu. Gleichzeitig spießt der Stier das Pferd des Picadors/der Picadora oft mit seinen Hörnern auf. Das rechte Auge des Pferdes ist mit einer Scheuklappe abgedeckt, damit es weniger schnell in Panik verfällt, wenn der Stier angreift.

Die Picadores zielen auf den Nackenbereich des Stiers, was bewirkt, dass dieser seinen Kopf beim Angriff senkt. Dadurch kann der Stier auch weniger gut mit seinen Hörnern attackieren.

Die verwendeten Lanzen sind circa 2,5 m lang, und verfügen über eine gerade, scharfe Klinge, die circa 6 cm lang und 3 cm breit ist.

Die Picadores stechen zumindest vier Mal mit den Lanzen auf den Stier ein (die genaue Anzahl bestimmt dabei der/die Presidente. Sollte der Stier bereits zu schwach und/oder schwer verletzt sein um weiterzukämpfen, kann der/die Schiedsrichter(in) ihn ausschließen und einen Ersatzstier verlangen.6

Die Pferde, die bei dieser Phase des Stierkampfs benutzt werden, sind hier eventuell auch schon schwer verletzt, oder sogar tot, obwohl sie schützende Decken tragen. Manche Pferde, die mehrfach vom Stier aufgespießt wurden, sterben an ihren Verletzungen. Andere, die ihre Verletzungen durch den Stier überleben, werden solange wieder in die Arena geschickt, sobald ihre Verletzungen verheilt sind, bis auch sie schließlich tödlich verletzt werden.

„Tercio de banderillas“ (Die „Banderillas“-Phase)

Theoretisch geht es in dieser Phase darum, den Stier aufzuregen. In der Praxis wird der Stier hier hauptsächlich weiter durch seine Verletzungen und Ermüdung geschwächt.

Bei den sogenannten „Banderillas“ (kleine Fahnen) handelt es sich um harpunenartige Waffen, die zwischen 70 und 80 cm lang sind. Teilweise werden auch Banderillas verwendet, die nur halb so lang sind. Manchmal werden auch entflammte Banderillas verwendet. Diese sind mit Schwarzpulver versehen und verbrennen die Haut des Stieres.

Während der Matador/die Matadorin die Szene vom Rand aus beobachtet, provozieren sogenannte „Banderilleros“ („Fahnenmänner“) den Stier, damit dieser angreift. Wenn dieser angreift, läuft der Fahnenmann in Schlangenlinien auf den Stier zu und sticht mit zwei Banderillas gleichzeitig zu. Wie viele Paare an Banderillas schließlich in den Stier gestochen werden, obliegt dem/der Presidente, doch meist sind es sechs. Fallen welche wieder heraus, werden diese mit ein oder zwei Paar der Waffen ersetzt.7

„Tercio de matar“ (Die „Tötungsphase“)

In dieser Phase wird der Stier, nachdem er mehrmals an der „Muleta„ (dem roten Tuch) vorbeigelaufen ist, erstochen. Die Muleta wird dabei von klassischer Musik inspiriert eingesetzt. Der Matador/Die Matadorin versucht, die Male, die der Stier an der Muleta vorbeiläuft, so zu verbinden, dass jedes Mal an Intensität gewinnt, und das Ganze schließlich in einem Crescendo endet.

Manchmal werden vor der Tötung des Stiers auch sogenannte „Peones“ (Blätter) verwendet, um den Stier weiter zu schwächen. Den Zuschauer*innen gefällt es jedoch meist nicht, wenn dies zulange gemacht wird, was sie mit Pfiffen ausdrücken.

Der Matador/Die Matadorin kann die Muleta in der rechten oder linken Hand halten. Während des Kampfes bewegt er das Tuch rhythmisch und variiert das Tempo, in dem er den Stier am roten Tuch vorbeilaufen lässt. Schließlich positioniert sich der Matador/die Matadorin vor den Stier und sticht mit dem Schwert zu, um ihm den tödlichen Hieb zu versetzen. Manchmal ist der Stier dann nicht gleich tot. Wenn das der Fall ist, zieht der Matador/die Matadorin das Schwert heraus und sticht nochmals zu. Das Schwert, das aktuell dazu verwendet wird, hat eine doppelte Klinge mit einer sich stark verjüngenden Spitze, die nach unten gebogen ist.

Oft stirbt der Stier mit dem Schwert in seinem Körper noch nicht. Wenn das der Fall ist, wird das sogenannte „Pithing“ durchgeführt, bei dem das Rückenmark zwischen dem ersten und zweiten Wirbel mit einem Dolch durchtrennt wird. Selbst dieser Vorgang beendet das Leiden des Stiers oft noch nicht. Bei mehr als 91% der Stiere lassen sich danach noch neuronale Aktivitäten in Hirn und Rückenmark feststellen.8

Sobald der Stier durch den Dolch tot oder gelähmt ist, wird er von Maultieren (also von weiteren nichtmenschlichen Tieren, die bei Stierkämpfen ausgebeutet werden) aus der Arena gezogen.

In Ausnahmefällen kann der/die Presidente entscheiden, dass der Stier nicht getötet wird. Dies wird „Indulto del toro“ („Begnadigung des Stiers“) genannt, und kommt dann zum Einsatz, wenn der Stier Mitleid oder Verehrung des/der Presidente oder des Publikums z.B. durch besonderen Mut bekommt. Die Anzahl jener, die verschont werden, ist verschwindend klein (ungefähr einer von Tausend). Viele jener, die „begnadigt“ werden, versterben später ohnehin an ihren Verletzungen. Meistens werden pro Stierkampf sechs Stiere getötet.9

Nach dem Stierkampf wird dem Stier manchmal ein Ohr abgeschnitten, das dem Stierkämpfer/der Stierkämpferin als Trophäe durch den/der Presidente übergeben wird. Teilweise nimmt der Stierkämpfer/die Stierkämpferin auch zwei Ohren, einen Fuß oder den Schwanz des Stieres, den er/sie getötet hat, an sich.10

In manchen Ländern, so wie z.B. in Portugal, werden die Stiere nicht in der Arena getötet. In den meisten Fällen sterben sie aber ohnehin an ihren Verletzungen vom Stierkampf oder werden danach euthanasiert, weil sie sich nicht von ihren Verletzungen erholen würden.

Andere Formen der „Unterhaltung„, für die Stiere benutzt werden

Stiere werden dazu gezwungen, neben Stierkämpfen auch in vielen anderen Shows teilzunehmen. Dazu gehören:

„Fire bull“ („Feuerstier“)

In manchen Gegenden in Spanien wird jährlich ein Spektakel namens „Toro de Fuego“ („Feuerstier“) abgehalten. Dabei wird brennendes Material an den Hörnern des Stiers angebracht. Anschließend wird er freigelassen und verspottet, wie er seinen Kopf schüttelnd versucht, dieses flammende Gebilde, das an ihm angebracht wurde, loszuwerden.

Am bekanntesten ist hier eine Veranstaltung namens „Toro Júbilo“, die jährlich in Medinaceli (in der Provinz Soria) stattfindet. Dabei werden einem Stier Feuerbälle auf eine der folgenden zwei Arten auf die Hörner gebunden: entweder wird ein 30 cm hohes Gebilde mit Ringen an den Hörnern befestigt, oder es wird ein kleines Joch hinter den Hörnern befestigt, von dem die Feuerbälle runterhängen.11

„Encierros“ (Stierhatz)

Die bekanntesten Encierros in Spanien werden „Sanfermines“ genannt und finden jährlich in Pamplona (in der Region Navarra) statt. Die Stierhatz ist in vielen Gegenden in Spanien gängig und findet in Städten oder auch am Land statt. Bei der Stierhatz laufen Menschen vor gehetzten Stieren und erhalten Anerkennung für ihren Mut, so knapp vor/neben den nichtmenschlichen Tieren zu laufen. Oft werden die betroffenen Stiere von den mitlaufenden Menschen geschlagen und angestachelt. Bei Zusammenstößen ziehen sich diese möglicherweise Verletzungen zu.12

Bullenreiten

Rodeos in den USA und in Kanada enthalten manchmal auch das Bullenreiten, bei dem die Teilnehmer sich auf die Bullen setzen und versuchen, von dem bockenden Individuum nicht abgeworfen zu werden. Wenn der Reiter runterfällt, kommen Clowns in den Ring und versuchen den Bullen abzulenken, damit der Reiter sich hinter die Umzäunung retten kann.13

Bei anderen Festivals trifft man das sogenannte „Rejoneo“ an. Dabei handelt es sich um einen Stierkampf, bei dem der Stierkämpfer/die Stierkämpferin auf einem Pferd sitzt. Außerdem gibt es noch den sogenannten „Stiersprung“, bei dem Menschen akrobatisch über ohne Waffen aufgestachelte Stiere springen. In Benicarló findet außerdem traditionell eine Veranstaltung statt, bei der Stiere gehetzt und anschließend ins Meer geworfen werden.

Argumente für und gegen den Stierkampf

Die Gründe, warum man Stierkämpfe ablehnen sollte, sind dieselben Gründe, warum alle Praktiken, die nichtmenschlichen Tieren Leid und Tod bringen, abzulehnen sind. Die Stiere und die anderen Tiere, die dazu gezwungen werden, bei diesen Spektakeln mitzuspielen, sind allesamt Individuen, die über die Fähigkeit, Schmerzen und Freude zu empfinden, verfügen. Nichtmenschlichen Tieren Schäden zu verursachen – was nicht akzeptiert werden würde, würde es sich bei ihnen um Menschen handeln – stellt eine Diskriminierung aufgrund der Spezieszugehörigkeit (Speziesismus) dar.

Jene, die Stierkämpfe befürworten, versuchen diese mit verschiedenen Argumenten zu rechtfertigen. Man kann diesen Argumenten von einer antispeziesistischen Warte aus begegnen. Stierkämpfe werden aber auch von Standpunkten aus kritisiert, die nicht antispeziesistisch sind.

Dort wo sie stattfinden, werden diese Veranstaltungen als Tradition angesehen

Akte der Aggression, die nicht zu rechtfertigen sind, sind abzulehnen, egal ob sie nun unter „Tradition“ fallen oder nicht. „Tradition“ ist somit hier irrelevant. Was hingegen schon relevant ist, ist der Schaden, der nichtmenschlichen Tieren dabei zugefügt wird. Er ist nicht durch die Interessen jener, die vom Stierkampf profitieren, zu rechtfertigen.

Manchmal wird auf das Traditions-Argument bzgl. Stierkampf erwidert, dass dieser gar nicht mehr traditionell sei, weil sich über die letzten Jahrhunderte viel verändert hat. Würde man diese Argumente verwenden, wird vielleicht impliziert, dass Tradition ein relevanter Faktor sei, was nicht der Fall ist. Es ist irrelevant, ob sich die Stierkämpfe selbst verändert haben. Seit Jahrhunderten verursachen sie Leid und Tod bei nichtmenschlichen Tieren. Leider auch noch heutzutage.

Die Stiere würden doch ein tolles Leben führen, bis sie in der Arena ankommen

Selbst wenn es der Fall wäre, dass die Stiere sehr gute Leben führen würden, bevor sie in der Arena gefoltert und getötet werden, rechtfertigt dies noch nicht deren Ausbeutung. Wenn es um einen Menschen ginge, würde auch niemand das Argument akzeptieren, dass sie bis zum jetzigen Zeitpunkt doch ein gutes Leben geführt hätten. Dieser Respekt sollte auch nichtmenschlichen Tieren zuteilwerden.

Befürworter*innen des Stierkampfs argumentieren, dass die Situation vieler nichtmenschlicher Tiere (z.B. jener, die für die Produktion von tierischen Produkten gezüchtet und getötet werden), viel schlechter wäre als die Situation jener, die bei Stierkämpfen ausgebeutet werden

Es besteht wenig Zweifel, dass viele nichtmenschliche Tiere – jene eingeschlossen, die in Schlachthäusern getötet werden – insgesamt wohl mehr leiden als jene, die bei Stierkämpfen getötet werden. Dies macht Stierkämpfe jedoch nicht akzeptabler. Es macht im Gegenteil nur noch klarer, wie viel Leid durch verschiedene Formen der Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren verursacht wird.

Gegner*innen von Stierkämpfen, die die Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren zur Produktion von Nahrungsmitteln befürworten, argumentieren, dass der Tod nichtmenschlicher Tiere zu Unterhaltungszwecken unnötig ist, wohingegen z.B. das Quälen und Schlachten von Kühen, Stieren, und anderen nichtmenschlichen Tieren zur Produktion von Nahrungsmitteln für Ernährungszwecke sinnvoll sei. Dabei sollte man nicht vergessen, dass das Konsumieren von tierischen Nahrungsmitteln genauso unnötig ist.14

In anderen Fällen wird angeführt, dass Stierkämpfe besonders deswegen abzulehnen seien, weil dabei einem nichtmenschliches Tier in der Öffentlichkeit Leid zugefügt wird. Deswegen wird es vermeintlich als schlimmer angesehen, wahrscheinlich aufgrund der Auswirkungen, die dies auf Menschen haben könnte. Es wird davon ausgegangen, dass jene Menschen, die gegenüber nichtmenschlichen Tieren gewalttätig sind, oder Zeug*in einer derartigen Gewalttätigkeit werden, eher geneigt sind, mit anderen Menschen abgestumpft und aggressiv umzugehen. Das impliziert nicht, dass Praktiken, die hinter verschlossenen Toren stattfinden, und nichtmenschlichen Tieren Leid und Tod zufügen, akzeptabel wären. Die Schädigung, die das betroffenen nichtmenschliche Tier erleidet, bleibt die gleiche, egal, ob sie öffentlich oder verborgen stattfindet.

Stierkämpfe wären notwendig, um das Weideland zu erhalten, wo die Stiere gezüchtet werden

Natürlich gäbe es andere Wege, dieses Weideland zu erhalten, selbst wenn es keine Stierkämpfe mehr gäbe. Aber abgesehen davon, würden wir es akzeptabel finden, Menschen zu versklaven, um ein bestimmtes Ökosystem zu erhalten? Wenn es um Menschen ginge, würde (zumindest heutzutage) wohl kein Mensch mehr so argumentieren. Man würde andere Wege finden, um Ökosysteme zu erhalten, oder akzeptieren, dass es gewisse Weideflächen oder Ökosysteme nicht mehr gibt. Ein bestimmtes Ökosystem wird nicht als wertvoller als der generelle Respekt, der Menschen zukommen soll, gewichtet. Sobald wir begriffen haben, dass Empfindungsfähigkeit das ethisch relevante Kriterium ist, wird uns klar, dass es genauso inakzeptabel ist, Stieren Leid zuzufügen, um ein Ökosystem zu erhalten.

Landschaften an sich können nicht leiden; Individuen, die in diesen leben, hingegen schon. Deshalb ist es nicht das Weideland, um das wir uns Sorgen machen sollten; es sind empfindungsfähige Tiere. Tiere, die die Fähigkeit haben, Schmerzen und Freude zu erfahren, sollten verteidigt werden, nicht die Weideflächen, die keine Gefühle haben können und somit nicht wie z.B. Stiere gequält werden können.

Stierkämpfe seien notwendig, damit die „Stierkampf-Linie“ in der Rinderzucht erhalten bleibt

Diese Annahme stimmt so nicht. Diese Zuchtlinie könnte z.B. auch dadurch erhalten bleiben, dass man die entsprechenden Individuen (in Reservaten) freilässt. Man sollte nicht vergessen, dass das Fortbestehen von einer Gruppe von nichtmenschlichen Tieren nicht notwendigerweise vorteilhaft für einzelne Individuen ist. Das Leben der lebenden Stiere ist bedeutsam. Ein Spezies oder Zuchtlinie ist an sich keine Entität, die leiden kann oder Wohlbefinden erleben kann. Wie oben erklärt wurde, haben nur empfindungsfähige Wesen – jene, die Schmerzen und Freude empfinden können – Interessen, die man berücksichtigen sollte. Da Zuchtlinien, Spezies, oder andere taxonomischen Kategorien nicht über Empfindungsfähigkeit verfügen, gibt es aus ethischer Sicht keinen überzeugenden Grund, sich Sorgen über deren fortwährende Existenz zu machen.

Wir sollten auch bedenken, dass das Leben vieler nichtmenschlicher Tiere, die in der Wildnis leben, erhebliches Leid beinhaltet. Es wäre deshalb unverantwortlich, diese Stiere in natürlichen Kontexten auszusetzen, wo sie an Krankheiten und/oder einem Mangel an Nahrung und Wasser leiden könnten bzw. von Prädatoren bedroht wären.


Weiterführende Literatur

Almenara-Barrios, J. & García González-Gordon, R. (2011) „Assessment scale for behaviour in bullfighting cattle (EBL 10). Reliability and validity studies“, Archivos de Zootecnia, 60, pp. 215-224 [aufgerufen am 13. Juli 2014].

Bailey, C. (2007) „‘Africa begins at the Pyrenees’: Moral outrage, hypocrisy, and the Spanish bullfight“, Ethics & the Environment, 12, pp. 23-37.

Brandes, S. (2009) „Torophiles and torophobes: The politics of bulls and bullfights in contemporary Spain“, Anthropological Quarterly, 82, pp. 779-794.

Conrad, B. (1961) Encyclopedia of bullfighting, Boston: Houghton Mifflin.

Fulton, J. (1971) Bullfighting, New York: Dial.

Heinich, N. (1993) „Framing the bullfight: Aesthetics versus ethics“, British Journal of Aesthetics, 33, pp. 52-58.

Marvin, G. (1994) Bullfighting, Urbana: University of Illinois Press.

Millán, R. (ed.) (1970) Bulls & bullfighting: History, techniques, spectacle, New York: Crown.

Mitchell, T. (1991) Blood sport: A social history of Spanish bullfighting, Philadelphia: University of Pennsylvania Press.

Morales, F. J.; López San Román, J.; Durán, J. M. & Alonso, R. (2002) „Bullfighting terminology“, Bovis, 104, pp. 29-37.

Ogorzaly, M. A. (2006) When bulls cry: The case against bullfighting, Bloomington: AuthorHouse.

Shubert, A. (1999) Death and money in the afternoon: A history of the Spanish bullfight, New York: Oxford University Press.

Spain. Ministry of Justice and the Interior (2011 [2006] Real Decreto 145/1996, de 2 de febrero, por el que se modifica y da nueva redacción al Reglamento de Espectáculos Taurinos, Madrid: Boletín Oficial del Estado [aufgerufen am 15. Juli 2014].


Fußnoten

1 Casamitjana, J. (2008) „‘Suffering’ in bullfighting bulls; an ethologist’s perspective“, Animal Protection Consultancy [aufgerufen am 10. März 2014].

2 Spain. Ministry of Justice and the Interior (2011 [2006] Real Decreto 145/1996, de 2 de febrero, por el que se modifica y da nueva redacción al Reglamento de Espectáculos Taurinos, op. cit., artículo 50 [aufgerufen am 15. Juli 2014].

3 Obwohl manche denken, dass ein Stierkampf aus vier Abschnitten bestünde, ist die traditionelle Praxis, ihn in drei Teile zu unterteilen. Sánchez Vigil, J. M. (Hrsg.) (2007) Cossío: los toros. El toreo. 4, Barcelona: Espasa Calpe, p. 152.

4 Aficionados International (2013) „What happens in a bullfight?“, Aficionados International [aufgerufen am 10. März 2014].

5 Chatfield, T. (2008) „A noble death?“, Prospect Magazine, August 27 [aufgerufen am 13. Februar 2016].

6 Sánchez Vigil, J. M. (ed.) (2007) Cossío: los toros. El toreo. 4, op. cit., pp. 149-159.

7 Ibid., pp. 159-167.

8 Limon, G.; Guitian, J. & Gregory N. G. (2012) „A review of the humaneness of puntilla as a slaughter method“, Animal Welfare, 21, suppl. 2, pp. 3-8.

9 Menacho (2010) Laza, J. M. (2012) „Muere ‘Verdiales’, el toro de Miguelín indultado por Galván en Los Barrios“, Huelva Información, 28.05.2012 [aufgerufen am 14. Oktober 2014]. Larrea, K. (2014) „Muere el toro indultado por Hermoso de Mendoza en Manizales“, Toros en Navarra, enero 10 [aufgerufen am 3. September 2014]. Ventura, D. (2014) „Muere el toro ‘Tirano’, indultado por El Cordobés“, mundotoro, 22/09/2014 [aufgerufen am 20. Februar 2015].

10 Sánchez Vigil, J. M. (ed.) (2007) Cossío: los toros. El toreo. 4, op. cit., pp. 167-176.

11 Ibid., pp. 673-675.

12 Ibid., pp. 685-689.

13 Groves, M. (2006) Ropes, reins and rawhide: All about rodeo, Albuquerque: University of New Mexico Press.

14 Melina, V.; Craig, W. & Levin, S. (2016) „Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian diets“, Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, 116, pp. 1970-1980 [aufgerufen am 21. Jänner 2017].